15 Minuten in der Woche, nicht mehr und nicht weniger. So viel Zeit schenkte mir ein Vorgesetzter, für einen Teamentwicklungansatz, dessen Wirksamkeit er zweifelsohne nur erahnte. Ich hatte keinerlei Personalverantwortung und das Team war gerade neu zusammengewürfelt worden.
Kurz zuvor hatte ich ihn aus dem Büro zitiert. Er stand zwei Mal am Tag dort um mich zu fragen, wie ich mich einlebte. Was er wirklich tat war, mir zwei Mal am Tag seine Ohnmacht zu schildern. Die Unwägbarkeiten in der Personalplanung machten ihm schwer zu schaffen. Er hatte mir das Thema aus allen Blickwinkeln ausführlich beleuchtet und drehte sich im Kreis. Ich fragte ihn, ob er das Gelassenheitsgebet kenne. Er verneinte. Und das nächste, was ich sagte war, dass es mich belaste, jeden Tag zu hören, was alles nicht geht. Und das ich für diesen Inhalt nicht mehr zur Verfügung stünde. Er ging wortlos. Zum Feierabend stand ich in seinem Büro und fragte ihn, ob ich ihm einen Gegenentwurf zu dem Vorfall am Vormittag machen dürfe. Ja. Es war eine simple Frage und ich stellte sie von da an jeden Tag: Was war heute gut?
Was ich außerdem tat war um Zeit bitten. Für das gesamte Team. Er bedankte sich für den Rausschmiss. Weil so viel Ehrlichkeit darin lag. Und ich bekam sie, die 15 Minuten. Einmal pro Woche, morgens um 7:45 Uhr. Beim ersten Mal brauchte ich ein Zitat. Es gehört noch heute zu meinen Lieblingszitaten: Sei Du selbst die Veränderung in der Welt, die Du sehen möchtest.
Ich schaffte Raum zum Nachdenken, erzählte Geschichten, stellte Fragen… Trotz offen geäußerter Irritationen fuhr ich fort. Irgendwann passierte etwas. Diese 15 Minuten waren einem Kollegen zum Anker geworden. Und er teilte das. Ein Anderer erfuhr so viel Wertschätzung, dass er sich bedankte und im nächsten Atemzug Geschenke in Bezug auf fachliche Sorgenkinder machte. Der Bereichsleiter schrieb das mir zu. Laut. Ich weiß nicht, was daraus geworden ist – wenig später verließ ich dieses Team. Ich weiß nur, dass etwas Neues geschehen durfte. Und die Zutaten waren 15 Minuten und etwas Mut.